Aus dem Jurybericht:
Das Projekt plant einen Neubau an der Hangkante zwischen dem schützenswerten Schulhaus von 1926 und der Mehrzweckhalle aus dem Jahre 1977. Diese Setzung bedingt den Abbruch des bestehenden Kindergartengebäudes mit Baujahr 1994. Das Ziel dieses sorgfältig ausgearbeiteten, betont integrativen Vorschlages ist es, die städtebaulich-räumliche Situation durch diesen – im Vergleich relativ grossen baulichen – Eingriff zu klären, einen definierten, wohl proportionierten Aussenraum zu schaffen und die verschiedenen Raumprogrammteile optimal in nur noch zwei Gebäuden unterzubringen. Sämtliche Gebäude werden über den neuen Pausenhof erschlossen, welcher nun das Zentrum der Anlage bildet. Dieser Hofraum ist gegen Nordwesten in die offene Landschaft ausgerichtet und erlaubt, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen.
Mit seiner asymmetrischen Schnittfigur definiert der Neubau die Hangkante und vermittelt zwischen der Mehrzweckhalle und dem historischen Schulgebäude. Er ordnet sich durch seine eingeschossige Fassade gegen den Pausenhof aber klar dem Hauptgebäude unter. Die vorgelagerte Veranda dient als gedeckter Pausenbereich und ermöglicht eine überdachte Wegführung zwischen den drei Gebäuden. Die Arkade könnte bei der einer allfälligen späteren Sanierung der Mehrzweckhalle hier in analoger Form ergänzt werden, was die Anlage auf eine sinnfällige und wünschenswerte Art und Weise komplettieren würde. Das mächtige, mit Biberschwanz-Ziegeln gedeckte Satteldach orientiert sich an den prägenden ortsbaulichen Elementen von Seedorf und fügt sich äusserst harmonisch in die bestehende Anlage ein.
Auch die vorgeschlagene Umgebungsgestaltung betont wiederum den Blick in die offene Landschaft und bietet für die unterschiedlichen Alters- und Interessengruppen verschiedenste Aussenräume an, welche durch eine geschwungene Wegführung vom bestehenden Parkplatz aus erschlossen werden.
Die bereits bei der städtebaulichen Setzung, der volumetrischen Durchbildung sowie der vorgeschlagenen Materialisierung des Neubaus erkennbare Sensibilität bezüglich Bauen im historischen Kontext lässt sich auch bei den geplanten Eingriffen im Altbau erkennen. Durch die geschickte Aufteilung des Raumprogramms kanndas historische Gebäude vor massiven Eingriffen in die Substanz verschont werden.
Durch die sinnfällige Anordnung der Bibliothek sowie des Musiksaals mit zuschaltbarem Foyer und angegliedertem Office im Erdgeschoss des Neubauvolumens werden die öffentlichen Nutzungen mit direktem Bezug zum Pausenplatz angeordnet. Zudem kann auch bei Veranstaltungsbetrieb von der gedeckten Laube profitiert werden.
Neben den funktionalen Vorteilen dieses Projektvorschlages können durch die Konzentration des Raumprogrammes auf zwei Gebäude auch die Baulandreserven geschont werden.
Das Projekt “Pusteblume” überzeugt durch die gekonnte städtebauliche Setzung, seinen äusserst sensiblen Umgang mit der historischen Bausubstanz und der optimalen Umsetzung des gewünschten Raumprogramms. Die Jury würdigt daher auch den mutigen Entscheid der Verfasser, den bestehenden Kindergarten in den Neubau zu integrieren. Dieser kontextuelle und betont integrative Entwurfsansatz ermöglicht erstmals, das Areal als harmonisches Ensemble zu lesen und nicht als Addition einzelner, autonom entworfener Volumen.